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Gran Paradiso 4061m

 

 
Datum: 26.09.-28.09.2009
   
Mit dabei: Uli S., Stephan W.
   
Lage: Der Gran Paradiso ist höchster Gipfel im gleichnamigen Nationalpark südl. des Aostatals.
   
Ausgangspunkt: Parkplatz am Camping Gran Paradiso im Val Savarenche Tal auf 1834m. Refugio Chabod 2750m.
   
Erstbesteigung: Die Erstbesteigung erfolgte am 04.09.1860 durch J.J. Cowell, W. Dundas, J. Payot und J. Tairraz.
   
Route: In 6-8 Stunden vom Refugio Chabod über den Gletscher zum Einstieg und der Nordwestwand zum Gipfel.
   
Schwierigkeiten: Eiswand 600m 50° Steigung bis 55°. Gipfelgrat IIer Stellen.
   
 
Beschreibung
 
 
 

Es war Ende September geworden. Die lang geplanten Touren waren heuer alle ins Wasser gefallen. Mit den hohen Bergen hatte ich eigentlich schon abgeschlossen. Da kam plötzlich ein Anruf von Uli. „Wie schaut´s bei dir kommendes Wochenende aus? Häng noch zwei Tage dran und wir fahren ins Aostatal!“ Sein Ziel war der Gran Paradiso. Diesen weit entfernten Gipfel hatte ich noch nie so recht angepeilt. Aber Uli erzählte schon seit längerem von der angeblich so tollen Nordwestwand. Kurz entschlossen entschied ich mich „Also bevor heuer gar nichts mehr geht, auf nach Italien!“ Aber wie schaut die Wand aus? Um die Jahreszeit blank? Oder hat es geschneit? Viele Fragen keine Antwort. Wettertechnisch ist die südliche Lage des Berges eher begünstigt und die Vorhersage meldete ab Sonntag auch gut. Nur die Eisverhältnisse bereiteten mir noch Kopfzerbrechen. Da die Hütten schon geschlossen hatten war auch dort nichts mehr in Erfahrung zu bringen. Also dann gleich das Zelt mit eingepackt. Wenn schon denn schon!
Am Freitag stand pünktlich um 16 Uhr Uli vor der Tür. Schnell noch meinen Rucksack fertig gepackt und für die Verpflegung ein paar Suppen etc. gekauft. Endlich um 17:30 fuhren wir richtig los. In Bregenz Abend gegessen und durch den San Bernadino Tunnel durch. Die Nacht verbrachten wir auf einem Parkplatz in 1200m Höhe. Ein Regenschauer beendete um 6 Uhr ruckartig die Tiefschlafphase. Hastig wurden die Schlafsäcke verlassen und ins Auto gehechtet. So schnell kann man also hell wach sein! Auch die weitere Fahrt nach Aosta gab es einen Niederschlag nach dem andern.
Durch einen Navigationsfehler des TomTom Gerätes landeten Uli und ich dann auch noch im Nachbartal. Zu dumm, also wieder zurück. Endlich kurz vor Mittag war der Wanderparkplatz zum Refugio Chabod erreicht. Wenigstens hatten die Schauer aufgehört. Die letzten Sachen wurden gepackt und zur Sicherheit den Rucksäcken der Regenschutz übergezogen. Außer uns startete noch eine 12 köpfige Italiener Gruppe von hier zur Hütte. Mit den großen Rucksäcken konnten wir allerdings nicht mithalten. So waren Uli und ich schon bald wieder alleine unterwegs. Über einen guten Weg führte es in ausgedehnten Serbentinen durch den Wald hinauf. Der Herbst war nicht mehr weit, alles begann sich zu färben. So spät im Jahr hatte ich noch nie eine Hochtour gemacht. Die Sicht war sehr schlecht. Um uns hatte sich eine richtige Waschküche gebildet. Wenigstens regnete es nicht mehr. Nach der Baumgrenze wurde die Färbung der Sträucher und Gräser noch prächtiger. Teilweise hatten sich ganze Hänge in rot getönte Flächen verwandelt. Nach 2 ½ Stunden war die Hütte Chabod auf 2750m erreicht. Da wir ja ein Zelt hatten beschlossen Uli und ich noch weiter oben eine Übernachtungsstelle zu Suchen. Die Gipfel waren in dicke Wolken gehüllt. Der markierte Weg führte auf 2850m an einem schönen Platz vorbei. Zum nächsten Bach waren es auch nur ein paar Minuten. Kaum war der Rucksack abgesetzt begann es zu Graupeln. In neuer Rekordzeit bauten wir das Zelt auf und richteten uns ein. Während sich draußen alles weiß färbte kochte Uli uns eine lecker Suppe. Mittlerweile war es 16 Uhr geworden. Der Schauer hatte aufgehört und die Eiskörner waren teilweise schon wieder geschmolzen.

Uli beim Zeltaufbau.

Stephan am Wandfuß.

Um uns einen Überblick zu verschaffen stiegen wir noch ein Stück den Weg hinauf. Auf 3000m erwartete uns dann eine geschlossene Schneedecke. Das beruhigte meine Befürchtung die Wand als Blankeistour machen zu müssen. Aber wo war diese eigentlich? Die Sicht war immer noch extrem schlecht. In dieser Höhe sollten wir doch laut Karte schon in der Nähe des Gletschers sein! Wir drehten um. Später im Zelt beschlossen Uli und ich den Wecker mal auf halb fünf zu stellen. Das war eine gute Zeit, da es ab halb sieben zu dämmern begann. So könnte im ersten Morgengrauen der Wandfuß erreicht sein. Nach dem Abendessen krochen wir in die Schlafsäcke und dösten ein. Von schlafen will ich nicht wirklich sprechen. Mitten in der Nacht ging Uli noch mal raus. Sternenklarer Himmel sagte er bei seiner Rückkehr. Also gut, dann ist die Tour ja schon beschlossene Sache.
Meine Uhr klingelte und langsam machte ich mich fertig. Auch im Nachbarschlafsack begann es lebendig zu werden. Durch eine Reisverschlussöffnung blinzelten meine verschlafenen Augen in die Nacht. Ja was war denn das jetzt. Keine Sterne mehr zu sehen, alles zugezogen!?! Gleich darauf berichtete ich Uli von der schlechten Nachricht. Der antwortete gar nicht groß, drehte sich zur Seite und schlief weiter.
9 Uhr, es war hell geworden und ich ging als erster hinaus. Das Wetter hatte sich gebessert, die Wolken waren teilweise abgesunken. Zum ersten Mal war der Gran Paradiso zu sehen. Mit der Nordwestwand zu uns gerichtet. „Whow, die Eisflanke sieht ja wirklich nicht schlecht aus!“ Uli hatte nicht zu viel versprochen. Aber was war das!?! Der Gipfel war ja viel weiter rechts als erwartet. Beim Aufstieg ab der Hütte war uns ein Fehler passiert. Wir waren dem falschen Weg gefolgt. Unser Zelt stand auf der Nachbarmoräne des Gipfelzustiegs. Wie kann denn so was passieren? In der Karte ist dich nur ein Weg eingezeichnet! Der 50 000er Maßstab mal wieder.
Das bedeutete jetzt für Uli und mich erst mal 50 Meter absteigen, bevor der richtige Weg erreicht war. Zum Glück ging das in direkter Falllinie. So ersparten wir uns wenigstens den Umweg über die Hütte. Es wurde alles für eine Erkundungstour zum Wandeinstieg fertig gemacht. Auf dem Gletscher weit oben befanden sich rund zwanzig Bergsteiger. Na dann gab es immerhin eine gute Spur hinauf. Dieser mussten Uli und ich nämlich erst einmal folgen. Dann weit oben, geht es durch einen Eisbruch nach links zum Nordwestwand Einstieg. Der Plan war heute eine Spur zum Einstieg zu legen und dann morgen die Tour zu versuchen. Die Wetteraussichten sahen ganz gut dafür aus. Wie gesagt, so getan. Um 15 Uhr waren wir nach erfolgreicher Spurarbeit wieder am Zelt angekommen. Den Rest des Tages konnte man sich nun ausruhen und rumgammeln.
Es war so weit, wieder klingelte meine Uhr um halb fünf. Dieses mal war es Uli der als erster nach draußen ging. „Es ist Sternenklar“ waren seine Worte. Am Himmel bot sich ein toller Blick, tausende von kleinen Lichtern waren zu sehen. Die Umgebung war dafür zappenduster. Der Mond wäre auch nicht schlecht gewesen. Aber den Weg werden wir auch mit den Stirnlampen gut finden. Bald war der Gletscher erreicht. Die Spur war gut zu erkennen, so dass Uli und ich schnell vorwärts kamen. Nach gut zwei Stunden war der Einstieg in die Wand erreicht. Die Spurarbeit vom Vortag hatte sich ausgezahlt. Nun war es auch schon hell geworden. Schnell richteten wir noch ein paar Dinge zurecht, dann stiegen wir ein. Sichern war hier noch nicht nötig und auch fast nicht möglich. Gleichzeitig stiegen wir hintereinander hinauf. Ab und zu wechselte Uli mich, dann wieder ich ihn bei der Spurarbeit ab. Dadurch konnte ein sehr gutes Tempo erzielt werden.

Uli im unteren Teil der Nordweswand.

Im mittleren Teil der Wand.

Trotzdem merkte man die Höhe schon. So wurde eine Speedbegehung schnell vereitelt. Aber wir waren zufrieden mit unserer Zeit bis zum großen Serack im oberen Wandteil. Ab hier war sichern angesagt. Die Firnschicht war nur noch wenige Zentimeter dick und darunter blankes Eis. So sicherten Uli und ich die letzten drei Seillängen bis zum Nordgrat hinauf. Ich war der erste der ihn erreichte. Durch einen Durchschlupf in der kleinen Wächte hiefte ich mich über die Kante. Die andere Seite war nicht gerade so wie wir sie uns vorgestellt hatten. Auch im Süden fiel eine Schneeflanke steil hinab. Der Schnee war grobkörnig und schlecht verbunden. Die Sonne brannte ab jetzt erbarmungslos vom Himmel. Uli kam nach und wir sicherten gleich weiter. Der letzte Grataufschwung war noch einmal so richtig fies. Verschneite Felsen mit diesem blöden Körnerschnee. Uli hatte noch eine ganz gemeine Stelle vor sich bis der erste Gipfel am Nordgrat erreicht war. Mit seinem Pickel fegte er regelrecht den ganzen Schnee von den Griffen und Tritten. Dann war es geschafft.
 

Gran Paradiso Hauptgipfel 4061m.

Stephan mit Wilde Hunde Fahne am Madonna Gipfel.

Der höchste Punkt war erreicht. Ein paar Meter weiter ragte der Madonnen Gipfel empor. Dieser war wenige Zentimeter niedriger, hatte aber dafür die größere Madonna. Nach einer kurzen Abseilstelle erkletterten wir auch diesen. Endlich Pause machen. Bis jetzt hatte ich noch fast nichts getrunken. In der kalten Wand war mir mein Trinkschlauch eingefroren. Ehrlich gesagt war ich ganz schön fertig an diesem Punkt. Zum Glück war der Abstieg über den Gletscher nicht mehr all zu schwierig. Viele Leute waren heute nicht hier hoch auf den Gipfel gekommen. Von dem was man sonst so liest war es geradezu einsam. Der Blick reichte vom Mont Blanc bis zum Wallis und noch viel weiter.
Mittlerweile war es früher Nachmittag geworden. Kurz noch die warmen Klamotten verstaut, dann machten Uli und ich uns wieder an den Abstieg.
 

Uli beim Verstauen der Klamotten.

Die Gran Paradiso Nordwestwand.

Über den Gletscher ging das recht flott. Dass der Gegenanstieg auf unsere Zeltmoräne noch nerven würde dachte ich mir schon. Aber nach dem Tag waren die knappen 50 Meter zu unserem Platz eine Frechheit! Fix und fertig erreichten wir das Lager. Halb sechs, da könnten wir noch absteigen. Also noch kein Ende in Sicht. Uli kochte eine Suppe, die ich aber kaum runter brachte. Dann bauten wir alles ab. Die großen Rucksäcke waren nicht leichter geworden. Was unlogisch war, schließlich hatten wir doch die Vorräte gegessen. Mit vereinten Kräften schulterten wir die Ungetüme. Wenigstens geht es nur noch Berg ab! An der Hütte vorbei wo nur noch eine Person zu sehen war. Dann über die roten Almwiesen in den Wald hinunter. In der Dunkelheit erreichten wir überglücklich das Auto.
Unser Fazit, der Gran Paradiso mag unter den 4000er Gipfeln zu den einfacheren gehören. Aber nur solange man bei guten Verhältnissen auf dem leichtesten Weg bleibt. Seine anderen Zustiege können gut mit denen berühmter 4000er mithalten!

 

 
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