Uli und ich
waren im Fletschjoch angekommen. Vor uns lag der felsige
Nordgrat der hinauf zum Lagginhorn zog. Wir fühlten uns noch fit
nach der Fletschhornüberschreitung und machten hier eine Pause.
Laut dem Führungsbuch gab es an diesem Aufstieg maximale
Kletterstellen im II. Schwiergikeitsgrat. Diese sollten in 1 ½
bis 2 Stunden bis zum Gipfel geschafft sein. Kaum vorzustellen
wenn man diesen 350m hohen Anstieg genau vor sich hat. Noch ein
kräftiger Schluck, dann ging es weiter. Über eine kurze aber
steile Schneeflanke gelangten wir in die Felsen. Hier wurden die
Steigeisen abgeschnallt und das Seil verkürzt. Das klettern ging
gut obwohl es auf der Schattenseite einen dünnen Eisüberzug gab.
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Vom Fletschjoch der Nordgrat des Lagginhorns |
Uli die ersten Meter im Fels |
Nach Gefühl wurde der einfachste Weg gewählt. Dies gelang uns
recht gut. Die Felsbedingungen wechselten sich von Platten ins
Blockgelände und umgekehrt ständig ab. Bedenken hatten Uli und
ich nur noch vor der Gipfelwechte die von unten sehr bedrohlich
wirkte. Es war fast Mittag und der Schnee dort oben würde also
vermutlich schon recht weich sein. Das war keine schöne
Vorstellung die Schlüsselstelle ein paar Meter unter dem Gipfel
zu haben. Auf einem Felsblock unter dem Aufbau legten wir wieder
die Steigeisen an und packten die Pickel aus. Der Schnee war
weich und ich zog mich hinauf um über die Kante des Grates zu
schauen. Zu meinem verdutzen stieg gleich dahinter eine Gruppe
Bergsteiger in relativ flachem Gelände ab. Das hatte im
Fletschjoch viel schlimmer ausgeschaut. Wir dachten, dass es
direkt über einen schmalen steilen Grat zum Gipfel ging. Mit
einem Ruck war ich in der Flanke wo eine schöne Spur zum
höchsten Punkt hinauf führte.
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Kurz unter der
Schneewechte |
Uli und Stephan auf dem 4010m hohen Lagginhorn |
Nur noch 30 Meter trennten Uli und
mich vom Lagginhorn. Plötzlich war Musik zu hören. Da saßen doch
tatsächlich ein paar Bekannte von der Weissmieshütte mit Gitarre
oben. Gestern Abend hatten sie sich noch mit uns unterhalten.
Eigentlich dachte ich, wegen ihrer Ausrüstung, dass es sich um
Bergwanderer handelt. Auch da hatten die drei schon musiziert
und gesungen. Schlecht waren sie wirklich nicht, aber ohne
Steigeisen und Pickel hier rauf! Auch auf dem Normalweg lag
einiges an Schnee. Aber jeder wie er meint. Als eine
Seilschaft vom Gipfel abstieg hatten auch wir einen schönen
Platz. Ein paar Fotos wurde gemacht und Uli filmte. Auch die
Wilde Hunde Fahne war wieder dabei. Kurze Zeit später machten
wir für die nächsten Platz und stiegen ab. Die Musikanten hatten
sichtlich Probleme mit dem Schnee. Hoffentlich sind sie heil
wieder runter gekommen.
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Abstieg im
oberen leicht verschneiten Teil |
Weiter unten
nur noch Fels |
Bei uns lief es super. Schnell kamen wir
in den Felsigen Bereich und konnten die Steigeisen wieder in den
Rucksack schmeißen. Ein gut markierter Weg wies uns den Abstieg
und wenn mal keine Markierung zu finden war brauchte man nur
nach dem nächsten Bergsteiger Ausschau zu halten. Nach einer
Weile landeten Uli und ich im Laggingletscher. Da dieser eher
einem großen Schneefeld glich sparten wir uns die Steigeisen und
rutschten ihn mit den Schuhen ab. Es waren keine Spalten
auszumachen. An seinem Ende führte der Weg über ein Schuttfeld
zu der Skipiste hinunter. Dieser folgten wir dann bis zur
Weissmieshütte.
Nach einer großen Cola und einem Bier wurden die Rucksäcke
umgepackt. Es kam wieder alles rein was in der Hütte gelassen
wurde. Dann freuten wir uns schon auf die Zwischenstation. Uli
und ich hatten nämlich herausgefunden, dass man dort
Breitreifenrollter sogenannte „Trottis“ leihen konnte. Für 15
Franken durfte man mit ihnen zur Talstation fahren.
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Zurück auf der
Weissmiesmütte |
Stephan auf
dem Trotti |
So geschah
es, dass einige Zeit später zwei schwer bepackte Gestallten ein
Rennen über die schotterige Pistenstraße herausfuhren. Ich geb
zu Uli hätte gewonnen wenn er nicht mal etwas langsamer gefahren
wäre. Aber wer bremst verliert eben. Auch die Murmeltiere
rannten um ihr Leben als sie uns anbrausen sahen. Dann war es
aber auch schon vorbei mit der Fahrt. Die Zweiräder wurden etwas
umständlich an der Talstation abgegeben. Zum Auto waren es nur
noch 20 Meter zu Fuß. Es stand wie abgestellt auf dem Parkplatz.
Als wir uns umgezogen
hatten fuhren wir gleich Richtung Zinal weiter. Dort sollte
unsere nächste Bergtour starten.
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