Mit dem Wohnmobil waren wir nach
Grindelwald gefahren. Dort stellten wir das Fahrzeug am
Parkplatz neben dem Bahnhof ab. Nach der Besteigung des
Lauteraarhorns hofften Werner , Jürgen und ich nun fit genug
für das Schreckhorn zu sein. Hierbei handelte es sich ja
schließlich um den schwersten 4000er der Berner Alpen. Früh um 6
Uhr ging es Richtung Schreckhornhütte los. Wir folgten der
Straße zum Marmorsteinbruch hinauf. Ab hier begann ein Wanderweg
der um die Schlucht zum Bäregg führte. Nach einer kurzen Rast
mit Blick auf den berühmten Eiger Felssturz ging es weiter. Das
Tal wurde immer breiter und rechts waren die Fischerhörner mit
ihrer steilen Nordwand zu sehen. Der Himmel war noch immer stark
bewölkt. Durch das gestrige Unwetter hatte es den Weg an einigen
Stellen stark ausgespült. Hoffentlich hatte der Wetterbericht
dieses mal recht mit seiner Prognose. Der morgige Tag sollte
laut dessen perfekt werden. Vor uns tauchte nun der Bruch des
Oberen Ischmeer Gletschers auf. Diesen umgeht man über die
rechte felsige Steilstufe. Dort führt ein nicht ganz einfacher
Klettersteig hindurch. Dann hat man es fast geschafft. Die Hütte
ist über einen imposanten Moränengrat schnell erreicht. Das
Schreckhorn, ein schöner und spektakulärer Gipfel, zieht
natürlich die Bergsteiger an. Wir waren also nicht alleine an
diesem Stützpunkt. Alle hatten den morgigen Tag anvisiert.
Dennoch war die Hütte nicht übervoll. Nach dem Abendessen wurde
es ruhig. Die ganze Meute machte sich auf ins Matratzenlager.
Das war auch gut so, denn um 2 Uhr war Wecken.
Nach einem schnellen Frühstück zog die Karawane los. Bei
sternklarem Himmel führte die Lichterkette mit ca. 25 Mann über
die Moräne zum Ischmeer Gletscher hinunter. Nachdem wir diesem
ein paar hundert Meter bergauf gefolgt waren, führten
Steigspuren links das Schuttgelände hinauf. In dem anstrengenden
Schuttgelände zog sich das Lichter Feld langsam auseinander.
Dann erreichten Werner, Jürgen und ich den ersten Ausläufer des
Schreckfirns. Die Seilschaften sammelten sich um Steigeisen,
Pickel und Seil anzulegen. Als wir fertig waren stiegen wir
weiter hinauf und verpassten dummerweise den linken Abzweig des
Normalweges. Dieser Fehler viel uns leider zu spät auf. So
versuchten wir weiter oben direkt nach links auf die richtige
Spur zu kommen. Über eine steile Firnflanke schafften wir es.
Diese Sondereinlage hatte allerdings einiges an Kraft gekostet.
Die Seilschaften hinter uns dachten sich wohl wir kennen den
Weg. Jetzt hatten sie das selbe Los mit der Querung gezogen. Ab
hier war der weitere Anstieg auf dem Gletscher gut
überschaubar. Weiter oben waren unsere Vorgänger zu sehen die
bereits am Rampeneistieg angelangt waren. Nach einer viertel
Stunde ging es auch bei uns durch die steile Wandkluft die sich
zwischen Eis und Fels aufgetan hatte. Die Steigeisen und der
Pickel wurden wieder verstaut. Ab jetzt folgte der Felsteil.
Über die im unteren Bereich noch brüchige Rampe erreichten wir
den festen Südwestgrat.
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Jürgen im
Klettersteig zur Schreckhornhütte. |
Jürgen und ich
im unteren Teil des Südwesgrates. |
Die etwas
schwereren Seillängen waren mit gebohrten Standplatzhaken
versehen. So fühlte sich die Sache gleich etwas sicherer an. Die
Kletterei war schön und wechselte mit Platten und Rissen ab.
Kurz vor dem Gipfel überzog eine dünne Eisschicht die Felsen und
machte die Sache noch einmal spannend.
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Jürgen und ich
im Mittelteil des Südwestgrates. |
Jürgen kurz
vor dem Gipfel. |
Dann war der
höchste Punkt des Schreckhorns erreicht. Überglücklich bei
bestem Wetter hier oben zu sein machten wir eine Pause. Keine
Wolke war zu sehen. Da kein Wind wehte war es angenehm warm.
Nicht weit weg war das Lauteraarhorn zu sehen auf dem wir noch
vor 3 Tagen gewesen waren. Dann stand der Abstieg bevor.
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Ich, Werner
und Jürgen auf dem Gipfel. |
Der Abstieg
kurz unter dem Gipfel. |
Wir taten uns
mit anderen Gruppen zusammen und konnten so mit mehreren Seilen
schneller abseilen. Punkt Mittag war dann die Wandkluft
erreicht. Steigeisen und Pickel wurden wieder angelegt.
Plötzlich kam ein dutzend Brocken von oben angepfiffen. Wie
faustgroße Kometen schlugen sie um uns ein. Jürgen erwischte es
am Bein. Die Sonne war nun so weit gewandert, dass sie oben in
die Westseite schien. Das schmolz die angefrorenen Brocken aus
die dann hinunter stürzten. Deshalb muss man für diesen Berg
auch so früh aufstehen. Ab 12 Uhr sollte sich niemand mehr im
Fels aufhalten. Wie von der Tarantel gestochen hetzten wir
fluchend auf den Gletscher.
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Im Abstieg auf
dem Schreckfirn. |
Anfang des
Klettersteiges kurz nach der Schreckhornhütte. |
Jürgen hinkte
etwas mit seinem Bein. Trotzdem ging es schnell vorwärts und das
Ende des Schreckfirns war bald erreicht. Nun konnten die
Steigeisen endgültig weggepackt werden. Nach einer längeren
Pause in sicherem Gelände ging es dann über den einfachen
Schotterhang hinunter. Im Aufstieg mussten wir hier noch
schwitzen, doch im Abstieg rollte man buchstäblich hinunter. Der
letzte Anstieg über den Moränengrat zur Schreckhornhütte war
noch einmal anstrengend. Dann war es geschafft. Jürgen, Werner
und ich beschlossen noch eine weitere Nacht hier zu verbringen.
Morgen könnten wir dann frisch in aller Ruhe ins Tal hinunter.
Der Gipfeltag war gut gewählt worden. Am nächsten waren nämlich
schon wieder dicke Wolken aufgezogen. Bei leichtem Nieselregen
stiegen wir bis zu unserem Parkplatz ab. Für den Rest der Woche
sollte das Wetter sogar noch schlechter werden. Eine Kaltfront
war vorhergesagt. So beschlossen wir den Urlaub zu beenden und
nach Hause zu fahren.
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