Der
erste Termin viel buchstäblich ins Wasser. Wir hatten den
schlechtesten Tag der ganzen Woche für die Besteigung
ausgesucht. Schnell waren alle einig, die Tour wird abgeblasen.
Von den 6 Leuten die mitgehen wollten konnten dann eine Woche
später leider nur noch drei. Zu meiner Freude reite sich dann
aber noch Kristine als fierte im Bunde ein. Der Wetterbericht
meldete für Samstag früh noch einzelne Regenschauer, die im
Tagesverlauf dann der Sonne weichen sollten. Nach letzter kurzer
Beratung am Freitag beschlossen wir die Sache anzugreifen.
Jürgen war bereits runter gefahren und Kristine, Uli und ich
wollten um 3 Uhr gemeinsam nachkommen. Leider sagte Uli dann
kurz vorher noch ab. Das Wetter war ihm zu unsicher, aber er
hatte sicher noch andere Gründe für seinen Rückzieher. Das war
ein harter Verlust für unsere Mannschaft, ohne seinen Einsatz
würde es noch schwieriger werden. So trafen wir zu zweit am
Parkplatz in Hammers-bach ein. Jürgen war gleich gefunden.
Dieser hatte eine unruhige Nacht im Auto verbracht und nur zwei
Stunden geschlafen. Doch viel besser war es Kristine und mir
auch nicht ergangen. Wir machten die Rucksäcke fertig und
starteten um 6 Uhr die Tour. Mit uns waren noch einige andere
vom Parkplatz aufgebrochen. Trotzdem ging es bis zur
Höllentaleingangshütte recht ruhig und einsam zu. Hier wurde
gleich mal eine kurze Pause gemacht. Es nieselte etwas, doch das
würde in der Schlucht eh nicht weiter auffallen. Also die
Regenjacke an und rein in die Klamm.
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Kristine und
Jürgen an der Höllentaleingangshütte. |
Kristine und
Jürgen in der Höllentalklamm. |
Die
Höllentalschlucht ist immer wieder beeindruckend. Wild zieht der
Hammersbach durch die engen Steilen Felswände. Der Weg führt
über Stege, Brücken und Tunnel immer nahe am tosenden Wasser
entlang. Dann waren Kristine, Jürgen und ich durch und blauer
Himmel erwartete uns. Der Regen hatte aufgehört und die Sonne
schien in das Höllental. Kurze Zeit später war die gleichnamige
Alpenvereinshütte erreicht. Da diese noch im Schatten lag wurde
eine kurze Pause im nahe gelegenen Bachbett gemacht. Nun waren
schon mehr Leute im Aufstieg. Hier kamen schließlich noch die
Übernachtungsgäste der Höllentalangerhütte dazu. Weiter ging es
durch das herrliche Tal. Um-ringt von senkrechten Felswänden
wirkt es wie eine vergessene Welt. Am Ende des Tales angekommen
begann die erste Klettersteigstelle und die Ausrüstung wie Helm,
Gurt und Karabiner wurden ausgepackt. Dann kamen wir an die
Leiter. Eine beeindruckende Stelle über eine steile Platte. Hier
herrscht oft Stau. Doch wir hatten Glück und konnten gleich
hinauf.
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Blick zur Alpspitze von der Höllentalangerhütte aus. |
Kristine und
Jürgen in der Leiter. |
Nach
einer kurzen Querung nach links folgt die Namensgebende Stelle
des Stangensteigs. Eine glatte Felsplatte die mit Eisenstangen
für die Füße und Stahlseil zum Sichern präpariert ist. So
gelangt man über diesen tiefen Abgrund auf die andere Seite.
Dort warten noch ein paar einfache Kletterstellen bis die große
Steilstufe Richtung Zugspitze erklommen ist. Dann wird es wieder
flacher. Grund genug hier im Wind-schatten der Latschen nochmal
eine Pause einzulegen. Ab hier geht es nämlich in die Steinwüste
zum Zugspitzferner hinauf. Bis zum ersten Eis war es ein
mühsamer Weg auf einem Schotterpfad. Wieder hatte uns ein
Graupelschauer erwischt und die Wolken verdichteten sich.
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Kristine und
Jürgen auf der Plattenquerung. |
Der
Zugspitzferner. |
So
zogen wir uns am Einstieg zum Ferner erstmal wärmer an. Auch die
Regenhosen und Steigeisen kamen nun zum Einsatz. Um alles mal
richtig zu Testen Seilten wir uns Gletschermäßig an. Dann
begannen wir mit der Überschreitung der Eisfläche. An diesem Tag
wäre es auch ohne Steigeiesen gegangen was nicht immer der Fall
ist. Am Klettersteig angekommen zogen wir an einem Absatz im
Wandschrund die Steigeisen wieder aus. Der letzte Teil der Tour
lag nun vor uns. Dieser stellt in den letzten 500 Metern noch
einmal die Kondition auf die Probe. Hinzu kommt noch die dünnere
Luft auf über 2500 Meter Höhe. Der Einstieg in den Steig stellt
auch gleich die Schlüsselstelle dar. Ein leicht überhängender
Quergang zu einem Felsabsatz. Früher war dieser über Trittstufen
direkt von unten erreichbar. Diese sind immer noch in der Wand,
aber nur noch selten vom Schneefeld aus zu erreichen. Die Länge
der Tour steckte uns jetzt in den Knochen und wir wurden
langsamer. Der Gipfel war weiter in dichte Wolken gehüllt, aber
die Schauer hatten aufgehört und es wurde wärmer. Immer öfter
legten wir eine kurze Pause ein und Jürgen rauchte eine
Zigarette nach der Anderen. Jeder hat so seine eigene Art die
Lungen zu weiten.
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Pause, Kristine
und Jürgen im oberen Klettersteig. |
Kristine,
Jürgen und ich am Zugspitzgipfel. |
Die
Sicht hinunter ins Tal wurde plötzlich besser und der schöne
Blick auf den Eibsee war frei. Doch der Weg nach oben zog sich
weiter wie Kaugummi. Für einen kurzen Moment war dann die
Gipfelstation der Eibseeseilbahn zwischen den Wolkenschwaden zu
erkennen. Weit konnte es nicht mehr sein. Durch ein paar Rinnen
war dann auch endlich der Einstieg zum Jubiläumsgrad erreicht.
Von hier war es nur noch ein Katzensprung zum Gipfel. Dieser war
im Nebel noch immer nicht auszumachen. Ein paar Minuten später
standen Kristine, Jürgen und ich dann doch endlich am berühmten
Kreuz. Wir nahmen uns nur kurz Zeit für ein Foto und
marschierten gleich zur Gipfelplattform rüber. Die Sicht war
gleich null. So fuhren wir schon bald mit der Eibseegondel ins
Tal zurück. Die Kabine war trotz des schlechten Wetters hier
oben voll und wir zwengten uns dazu. Nach kurzer Fahrt
durchbrachen wir die Wolken die sich hier um den Gipfel gestaut
hatten. Endlich bot sich der Ausblick, den man von Postkarten
kannte. Im Tal herrschten unterdessen sommerliche Temperaturen.
Keine 15 Minuten dauerte die Fahrt hinunter, für die wir hinauf
so lange unterwegs waren. Nun lag der letzte Anstieg dieses
Tages vor uns. Zum 20 Meter höher gelegenen Bahnhof. Doch auch
diesen bezwangen wir. Dann brachte uns die Zahnradbahn zurück
nach Hammersbach. Wenn ich dann am Parkplatz nicht noch ein
vorbei fahrendes Auto tuschiert hätte wäre es eine perfekte Tour
gewesen. So aber war meine Stimmung zugegeben leicht getrübt.
Naja, für die Andern zwei war es ja eine perfekte Besteigung.
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