Über diesen Berg bin ich in dem alten Buch "Skitouren in Bayern
und den Nordtiroler Kalkalpen" gestolpert. Es war der letzte
Gipfel in dem Führer der mir noch vom Wettersteingebiet fehlte.
Im Nachwort stand, dass es sich hierbei um kein
Traumskitourenziel handle, sondern eher um Winterbergsteigen.
Das klang gut da wir gerade im Felskontakt etwas Training nötig
hatten. In näherer Zukunft waren schon ähnliche Kombitouren
geplant. So konnte Uli schnell von dem Projekt überzeugt werden.
Um halb sechs in der früh holte ich ihn von Zuhause ab. Wir
fuhren über Mittenwald nach Leutasch und parkten dort auf einem
Wanderparkplatz. Uli und ich hatten Glück, die
gebührenpflichtige Straße dorthin war nicht besetzt. Langsam
machten wir uns fertig. Da schlich plötzlich ein junger
Mischlingshund um uns. Sein Herrchen schien sich hier nicht
aufzuhalten. Anscheinend war er aus Oberleutasch von Zuhause
ausgebüchst. Als wir losmarschierten ging es also zu dritt
weiter. Zwei Zweibeiner und ein Vierbeiner. Uli und ich hielten
uns an die Forststraße Richtung Hammermoosalm. Es lag noch genug
Schnee, so konnten wir von Beginn an mit den Skiern aufsteigen.
Der Weg zog sich recht flach das Tal hinein. Dann war zum ersten
mal unser Ziel zu sehen.
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Uli und
Hund auf der Forststraße. |
Zum
ersten mal zu sehen, der Predigtstuhl. |
Gegen die gewaltigen Nordabstürze der Hohen Munde konnte der
Berg nicht mithalten und auch die Umliegenden Gipfel wie
Hochwanner usw. drückten den Predigtstuhl eher in seiner
Präsenz. Nach einer ganzen weile westwärts zog unsere
Forststraße dann nach Norden Richtung Gipfel. Nun gewannen wir
endlich an Höhe. Der Hund war immer noch dabei und dachte nicht
daran umzukehren. An einem kleinen Bachbett angekommen führte
ein Pfad an der linken Seite des Gewässers hinauf. Diesem
folgten Uli und ich bis wir auf eine Forststraße trafen. Ein
paar Serbentinen höher war schon die Rotmoosalm zu sehen. Der
Wald wurde lichter und die ersten freien Hänge waren erreicht.
Da stand die kleine Hütte vor uns. Im selben Moment kämpfte sich
die Sonne durch die Wolkendecke. Der versprochene Föhn setzte
ein. Die Stelle war super um kurz Pause zu machen. Hier an der
Hütte konnte man es sich richtig gemütlich machen. Der Hund den
ich inzwischen Goldständer getauft hatte bettelte sofort nach
der Brotzeit. Tja, wer ohne Fesper auf Tour geht hat eben Pech
gehabt. Das nächste Ziel war der Sattel von dem der felsige
Nordgrat zum Gipfel führte. Jetzt sah der Predigtstuhl schon
mächtiger aus.
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Links der
Gipfel des Predigtstuhls, ganz rechts die Scharte. |
Uli auf
dem Weg zum Felsgrat. |
Uli hatte sich schon von Anfang an für den zweiten Namen des
Gipfels, Predigtstein entschieden. Diesen wechselte er je nach
Karte. Vom Sattel waren es nur noch wenige Meter zum Felsgrat.
Plötzlich machte es einen tiefen Rumps. Die Schneeauflage hatte
sich gesetzt. Mir wurde ganz flau im Magen, das war kein gutes
Zeichen was die Lawinensituation anging. Ganz vorsichtig und mit
großem Abstand stiegen wir die letzen Meter zu den Felsen
hinauf. Hier machten Uli und ich Skidepot. Die Steigeisen wurden
aufgezogen und der Pickel rausgeholt. Für den Hund war jetzt
Schluss. Die Kletterstellen waren zu viel für ihn. Laut Infos
aus dem Netz führte hier ein Aufstieg im Schwierigkeitsgrat 1
hinauf. Durch den nicht so stabilen Schnee waren wir gezwungen
die steileren Schneefelder zu meiden und durch die freien
Felsrinnen zu klettern. Das führte uns teilweise in etwas
schwierigeres Gelände. Den zweiten Schwierigkeitsgrat dürften
wir aber selten überschritten haben.
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Uli
klettert die ersten Meter am Grat. |
Gegenüber die
gewaltige Hohe Munde. |
Über den ausgesetzten Gipfelgrat erreichten wir dann den
höchsten Punkt des Prediktstuhls. Durch diesen Schlussanstieg
war die Tour doch noch recht interessant geworden. Kurze Rast
für einige Fotos, dann wollten wir schnell wieder runter. Die
immer noch steigenden Temperaturen würden die Lawinensituation
noch verschärfen. Uli sah plötzlich einige Spuren auf der
Westseite und wollte dort hinunter. Vielleicht war dieser Weg
leichter? Nach kurzem Abstieg verliefen sich diese jedoch in
einem steilen Schneefeld. Das gefiel mir überhaupt nicht und ich
stieg wieder hinauf zum Gipfelgrat. Von hier ging es durch die
Rinnen zurück zum Depot.
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Stephan
mit Wilde Hunde Fahne am Gipfel. |
Vom Gipfel
Blick nach Westen Richtung Gatterl. |
Der Hund war verschwunden. Die gute Stunde Abwesenheit war wohl
zu langweilig für ihn gewesen. Hoffentlich findet er alleine
zurück. Mit etwas mulmigen Gefühl fuhren Uli und ich zur
Rotmoosalm hinunter. Den krachenden Ton im Aufstieg hatte ich
immer noch im Kopf und mir stellte es die Nackenhaare. Erst an
der Hütte war das blöde Gefühl wieder verschwunden. Jetzt ging
es in Bewaldetes Gebiet, also relativ sicher. Im Tal waren wir
schnell, dann stand uns noch der flache Rückmarsch zum Parkplatz
bevor. An Fahren war nicht mehr zu denken und der weiche Schnee
lies immer wieder die Skier einbrechen. Endlich nach eine
mühseligen Treterei ging es wieder bergab. Wenige Minuten später
standen Uli und ich wieder auf dem Parkplatz. Dieser war
mittlerweile gut besucht und auch unser alter Freund Goldständer
streifte wieder umher. Also hatte der Hund den Weg wieder zurück
gefunden. Aber wie es aussah war er beleidigt. Uns würdigte der
Vierbeiner keines Blickes mehr. Als die Ausrüstung im Auto
verstaut war kehrten wir noch in einer kleinen Bar am
Ortsbeginn ein. Dort konnte man herrlich draußen sitzen und die
Hohe Munde begutachten.
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