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Uli und ich
hatten gerade eine schöne Tour im Wilden Kaiser hinter uns. Das
Ellmauer Tor mit anschließender Besteigung des Hinteren Goinger
Halts. Die Bedingungen waren bis auf die extreme Kälte dieser
Tage ganz gut. Lawinenstufe stand zwischen 1 und 2. Da es schon
länger nicht mehr geschneit hatte musste man zwar nach Powder
suchen, Schnee hatte es aber mehr als genug. Ein stabiles
Hochdruckgebiet bescherte seit einigen Tagen schönes Wetter und
Temperaturen Nachts bis -30°C.
Wir waren mit dem Wohnmobil hier und hatten auch noch für den
nächsten Tag eine Tour geplant. Um nicht so weit fahren zu
müssen viel uns hierfür die Treffauer Lucke ins Auge. Dessen
Startpunkt befand sich bei Scheffau, nicht weit von Ellmau
entfernt.
In einer Pizzeria, auf dem Weg dorthin, wurde aber erst noch zu
Abend gegessen. Frisch gestärkt sollte es nun weiter nach
Treffau gehen. Uli und ich hofften dort wieder auf einen
geräumten Parkplatz, wo wir übernachten konnten. Nach kurzer
Bergauffahrt war Ende für das Wohnmobil. Die Reifen drehten
durch. Keine Chance weiter zu kommen. In der Dunkelheit und bei
eisiger Kälte mussten die Schneeketten montiert werden. Während
Uli die Dinger aufzog, hatte ich die schwierige Aufgabe die
Taschenlampe zu halten. Dann rollte die Kiste wieder.
Wie schon eine Nacht zuvor hatten fleißige Einheimische eine
größere Bucht zum Parken freigeschaufelt. Uli stellte das Woni
auf einen leicht abschüssigen Platz. Nach der Tour heute hatten
wir nämlich größere Probleme den Motor zum Laufen zu kriegen.
Nur durch anrollen lassen sprang er dann zum Glück wieder an.
Jetzt war zwar alles etwas schief, aber wer wusste schon ob
morgen wieder hilfsbereite Personen zur Verfügung standen, die
beim Schieben helfen würden. An der Wochenbrunn Alm hatten wir
großes Glück gehabt. In kürzester Zeit war eine Gruppe zusammen
die das schwere Fahrzeug in Bewegung brachte. Uli und ich
tranken noch ein Bierchen aus der Heimat, dann ging es in die
Falle.
In dieser Nacht schlief ich nicht so gut. Ob es nun daran lag,
dass mein Bett so schief stand, oder die Heizung aus ging?
Jedenfalls hatten wir in der Früh Tiefsttemperaturen im
Wohnmobil. Im Winterschlafsack war das gar nicht groß
aufgefallen, aber jetzt, wo es ans aufstehen ging, wurde es
richtig unangenehm. Uli wechselte als erstes die leere
Gasflasche und drehte die Heizung auf Vollgas. Nach zehn Minuten
konnte man seinen Atem auch schon nicht mehr sehen. Diese Aktion
kostete viel Zeit. Erst um 10 Uhr standen wir auf den Skiern und
waren abmarschbereit.
Mittlerweile waren auch andere Pkw´s auf dem Platz. Dieser
befand sich an einer einsamen Gaststätte namens Jägerwirt. In
dessen Gehege sprangen lustig und vergnügt eine große Gruppe
Steinböcke herum. Wir folgten ein paar Skispuren die rechts auf
einem Forstweg in den Wald führten. Die ersten Tourengeher waren
bereits vor einer Stunde los.
Schon bald war eine große Lichtung erreicht, die flach zu den
Berghängen hinauf reichte. Oben stieg die Sonne über die Gipfel
und es schien wieder ein schöner Tag zu werden. Die Spuren
führten an einem kleinen abgesperrten Bereich vorbei. Über das
hier aufgestellte Schild wunderte ich mich. Es warnte, mitten im
nichts, tatsächlich vor Explosionsgefahr! Erst viel später
erfuhren Uli und ich von zwei Einheimischen die Geschichte. Vor
2 Wochen stand an diesem Ort noch eine 300 Jahre alte Alm. Diese
war von einer Staublawine dem Erdboden gleich gemacht worden.
Heute stand die Warnstufe auf 1-2. Da hofften wir von solchen
Ereignissen verschont zu bleiben.
Kurze Zeit später teilten sich die Spuren. Während unsere nach
rechts Richtung Treffauer Lucke führte, ging die Andere
geradeaus, vermutlich auf den 1714m hohen Sonnenstein. Die
Hoffnung, an diesem Tag auch noch auf diesem Gipfel zu stehen,
hatte ich schon am frühen Morgen aufgegeben. Die Fitness passte
einfach noch nicht. Dafür hatte ich in diesem Jahr zu wenig
gemacht. Egal, die Treffauer Lucke sah von hier unten super aus.
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Uli im
Mittelteil. |
Stephan am
Beginn des Schlusshangs. |
Jetzt wurde es steiler und in Kehren zog die Spur hinauf. Vor
dem Schlusshang lag eine leichte Senke. So, noch mal
durchschnaufen und dann Endspurt. Zum ersten mal an diesem Tag
zeigte sich die kleine Scharte zwischen den beeindruckenden Feslwänden. Wie ein Trichter führte der immer steiler werdende
Hang zu ihr hinauf. Je näher wir dem Ziel kamen umso schmäler
wurde es. 20 Meter vor dem Ende machte ich Skidepot und ging die
letzten Meter zu Fuß.
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Erster
Blickkontakt zur Treffauer Lucke. |
Uli in den
letzten Metern vorm Ziel. |
Uli hingegen trug seine Bretter bis zum
höchsten Punkt hinauf. Hier war es recht schattig und kühl.
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Stephan mit
Wilder Hunde Fahne in der Scharte. |
Blick auf die
andere Seite. |
Nachdem ein paar Fotos geschossen waren ging es zum Depot
zurück. Uli wollte direkt aus der Scharte fahren und machte sich
oben fertig.
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Uli in der
Scharte. |
Uli die ersten
Meter in der Abfahrt. |
Der Schnee war zu Beginn härter als erwartet und bei dieser
Steilheit recht anstrengend. Doch immer wieder gab es auch ein
Stück mit Pulver. Im flacheren Gelände kam dann richtiger
Spaßfaktor auf. Wir hielten uns in der Nähe der Aufstiegsspur.
Nur für eine Gruppe Gämsen machten Uli und ich einen größeren
Bogen. Man konnte die Ski bis zum Parkplatz laufen lassen. Eine
wirklich tolle Skitour in imposanter Landschaft.
Wieder alles im Auto verstaut, sprang das Wohnmobil tatsächlich
erneut nicht an. Doch durch unsere schräge Parkplatzwahl genügte
ein kurzes drücken und das Fahrzeug setzte sich rollend in
Bewegung. 50 Meter weiter unten sprang es dann im zweiten Gang
zum Glück an. Das Wochenende war zu Ende und es ging zurück nach
Hause. Nur für ein Abendessen legten Uli und ich noch einen
Stopp bei Pfaffenhofen ein.
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