Unsere größte Tour dieses Urlaubs
stand bevor. Die Nadelgratüberschreitung mit Dürrenhorn,
Hohberghorn, Stecknadelhorn und Ulrichshorn.Das
Wetter für morgen war sehr gut gemeldet und die Bordierhütte
hatte noch ein paar Besucher dazu bekommen. Einige von ihnen
hatten die Balfrinüberschreitung vor, andere wollten von hier
zum Nadelhorn aufsteigen. Nur eine Hand voll Bergsteiger hatten
wie wir die klassische 4000er Überschreitung in der
Mischabelgruppe im Auge.
Früh ging es in die Falle, denn um 3 Uhr war Aufstehen angesagt.
Kurz noch gefrühstückt und es ging hinaus in die Dunkelheit. Der
Aufstieg zum Dürenhorn befand sich auf der anderen Seite des
Riedgletschers. Es hatte dichten Nebel und die Sicht war extrem
schlecht. Hin und wieder waren Lichtkegel von anderen
Seilschaften zu erkennen. Durch Markierungsstangen auf dem
Gletscher, die ein reflektierendes Katzenauge an der Spitze
hatten, war die Wegfindung ganz ok. Doch mit dem Aufstieg zum
weniger begangenen Nordgrat des Dürenhorns ist Schluss mit dem
Hightek. Jetzt musste sich jeder selbst den Weg durch den
Steilhang suchen. Dieser ist mit Felsen durchzogen und bietet
nur durch eine schmale Rinne Durchschlupf. Die Hüttenwirtin
hatte uns gestern den Weg noch bei bestem Wetter beschrieben.
Doch bei diesen schlechten Sichtverhältnissen stiegen wir mehr
nach Gefühl hinauf. Die Hoffnung war schon fast aufgegeben den
Grat zu erreichen. Da lichtete sich der Nebel. Durch ein Loch in
den Wolken war der Vorgipfel des Dürrenhorns zu erkennen.
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Plötzlich
blickte der Gipfel des Dürrenhorns heraus. |
Auf dem
unteren Teil des Nordgrats. |
Wir
waren genau richtig gegangen und der Nordgrat erreicht. Hier
trafen wir auf zwei Bergsteiger, die es ebenfalls durch die
Nebelwand geschafft hatten. Die Sicht wurde nun immer besser.
Der Weiterweg war offensichtlich. Die beiden anderen waren uns
wieder ein Stück voraus und an den ersten Kletterstellen
angekommen. Der Fels war dort recht bröselig und man musste
aufpassen wo man hintrat. Bald überholten wir die Seilschaft
doch.
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Super Wetter
über dem Wolkenmeer. |
Kletterstelle
am Nordgrat. |
Ein
Blick zurück zeigte, dass es nur noch drei weitere Bergsteiger
durch die Nebelwand geschafft hatten. Anscheinend waren die
Anderen alle umgedreht. Die Kletterei wurde immer heikler, da
teilweise eine dünne Eisschicht die Felsen überzog. Am Vorgipfel
erwartete uns dann eine luftige Kletterei zu einem Haken mit
einem kurzen Fixseil. Dieses war gedacht sich in die Scharte zum
Hauptgipfel hinab zu lassen. Als letzter machte ich mich nun an
die Stelle heran. Mit einem kurzen ziehen nach oben testete ich
den Haken. Ohne jeglichen Widerstand glitt er aus dem Riss. Oh
Gott, der hält ja nur auf Belastung nach unten! Als er wieder in
den Felsspalt gesteckt war ließ ich mich ganz vorsichtig an dem
kurzen Seilstück in die Scharte ab. Groß war die Erleichterung
als wieder fester Boden unter meinen Füßen zu spüren war. Jetzt
wurde es noch einmal richtig steil und Jürgen übernahm die
Führung. Werner und ich stiegen nach bis wir Jürgen plötzlich
Schreien hörten. Zum Glück war nichts passiert. Es war ein
Freudenschrei über den erreichten Gipfel.
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Der Gipfel des
4034m hohen Dürrenhorns ist erreicht. |
Kurz vor der
Scharte zum Hohberghorn. |
Ein paar Minuten später standen
wir alle drei an dem eisernen Kreuz. Dieses markierte den
höchsten Punkt. Jetzt war eine kurze Pause recht. Der Abstieg in
die Scharte zum Hohberghorn sah einfach aus. So war es auch. Bis
dort hin konnte ohne Probleme und recht zügig abgestiegen
werden. In früheren Jahren kam man über eine Eisrampe genau hier
vom Gletscher herauf. Doch durch die heißen Sommer war dieser
Aufstieg extrem Steinschlaggefährdet und nicht mehr begehbar.
Der Grat hinauf zu unserem nächsten Ziel, dem Hohberghorn sah
wieder etwas steiler aus. Die obere Hälfte schien aus einem
Firngrat zu bestehen. Nur der letzte Steilaufschwung war wieder
fast senkrechter Fels.
weiter
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