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Mont Blanc du Tacul 4248m

 

 
Datum: 09.08.2010
   
Mit dabei: Uli S. und Stephan W.
   
Lage: Der Mont Blanc du Tacul liegt nordöstlich des Mont Blanc Gipfels. Die Corne du Diable, Pointe Chaubert, Pointe Médiane, Point Carmen und Isolée liegen auf dessen Südostgrat auch Teufelsgrat genannt.
   
Ausgangspunkt: Vom Gletscher Glacier du Geant, Zelt in der Nähe des Refuge Hotel Torino 3371m.
   
Erstbesteigung: Der Mont Blanc du Tacul wurde vermutlich am 8. August 1855 durch Charles Hudson mit Führern bestiegen. Man geht allerdings davon aus, dass Bergführer aus Chamonix bereits 1854 oder früher im Jahr 1855 den Gipfel zusammen mit James Ramsay erreichten.
Der Teufelsgrat wurde erstmals am 4. August 1928 von Armand Charlet, Georges Cachat mit den englischen Klienten Miriam O´Brian und Robert Underhill komplett begangen.
   
Route: In 8-10 Stunden vom Cirque Maudit zum Col du Diable und über die Türme zum Mont Blanc du Tacul Gipfel. Weiter in 1-2 Stunden zum Col du Midi und weitere 2 Stunden zurück zum Refuge Hotel Torino.
   
Schwierigkeiten: D+ kombinierte Kletterei bis V+, meist IV+ und IV. Lange klassische Route in ausgezeichnetem Fels mit den Hauptschwierigkeiten in großer Höhe. Eispassagen bis 50°.
   
 
Beschreibung
 
 
 

Der Sage nach gab es einst eine Zeit in der es im Himmel sehr ruhig war. Der Teufel wollte die Gunst der Stunde nutzen und griff mit seiner riesigen Kralle nach dem Paradies. Als Gott das Donnern und Ketöse aus der Tiefe hörte und die Klaue unter sich auftauchen sah, lies er sie zu Granit erstarren.
So ragt sie heute noch im Mont Blanc Gebiet auf, versteinert und nach dem Himmel greifend, am Teufelsgrat des Mont Blanc du Tacul.

Es war der 09. August 2010 um zwei Uhr morgens als die Uhr klingelte. Dass ich deswegen aufgewacht bin kann ich nicht mal sagen. Eigentlich schläft man hier oben in einem Zelt eher schlecht als recht. Wir, das waren Uli und ich, hatten nun bereits 8 Nächte über 3000 Meter in dieser kleinen Stoffbehausung zugebracht. Eine harte Zeit wenn man bedenkt wie entbehrungsreich diese Art des Übernachtens ist. Gewitter waren keine Seltenheit. Noch vor fier Tagen lagen wir in einem ausgewachsenem Schneesturm die ganze Nacht wach. Die Böen rissen am Außenzelt. Uli und ich konnten nur hoffen, dass alles halten würde. Am folge Tag verbesserten wir dann erst mal unseren Schutzwall. Mit Schneewürfeln wurde die Mauer höher gezogen bis das Zelt nicht mehr zu sehen war.
Und nun war es so weit, der Tag für den wir hier waren, auf den wir uns die ganze Zeit vorbereitet hatten war gekommen. Die Ausdauer und Höhenanpassung war bei der Besteigung des Mont Maudit 4465m getestet worden. Um das Klettern im Granitfels zu proben machten wir eine freie Begehung am Dent du Géant 4013m. Mit Friends und Klemmkeilen bewaffnet war diese Tour bis V+ eine schöne Sache gewesen. Doch nun wartete ein ganz anderes Kalieber auf uns.
Die Anspannung war spürbar. Beim Frühstück herrschte Stille und auch das letzte vorbereiten des Materials ging ohne große Worte von sich. Einige Seilschaften stapften bereits zu dieser unchristlich Zeit über den Gletscher. Das Zelt stand nur 15 Minuten vom Rifugio Torino entfernt. Dort hatten wir uns die letzten Tage öfters mal ein Bier gegönnt. Durch eine Seilbahn war die Hütte leicht vom Tal aus zu erreichen. Aber man kann auch ohne große Schwierigkeiten über einen Weg aufsteigen. Es sei denn der Rucksack wiegt 38kg für eine Woche Aufenthalt hier oben. Vom Refugio Torino führt dann eine Route zur Aiguille du Midi hinüber. Diese ist gut begangen und unser Biwakplatz lag direkt an dessen Spur. So herrschte oft ein reges Treiben vor der Haustür.
Draußen war es sternenklar. Die Zelte auf dem Gletscher waren seit gestern mehr geworden. Kein Wunder, die zwei kommenden Tage versprachen sehr gutes Wetter. Uli und ich gingen vom col des Flambeaux hinunter in den Cirque Maudit. Also erst mal 200 Meter Richtung Aiguille du Midi absteigen und dann in das Seitental nach Westen auf 3500 Meter hinauf. Durch den Neumond war es in dieser Nacht extrem dunkel. Das brachte Uli und mir noch einen Verhauer mit einer zusätzlichen halben Stunde ein. So kamen wir etwas verspätet an den Einstieg. Nicht weit weg beginnt auch der berühmte Kuffnergrat zum Mont Maudit. Auf diesem konnte man schon einige Stirnlampen entdecken. Doch unser Ziel war der Teufelsgrat am Mont Blanc du Tacul. Auf diesem liegen ein paar der schwersten Alpen 4000er.
Uli und ich standen schon einmal an dieser Stelle um die Route abzuchecken. Der Nebel hatte uns allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht. Starker Steinschlag in dem Gelände machte auch einen ersten Vorstoß zu nichte. Jetzt war es Gott sei Dank ruhig hier. Bis plötzlich ein lautes Donnern zu hören war. Es kam aus dem gewaltigen Gletscherbruch des Col Maudit. Immer noch war es Stock dunkel, man konnte nur erahnen wie weit es wohl weg sein mochte. Doch das Geräusch kam näher und dass ziemlich schnell. Obwohl Uli und ich hier am höher gelegenen Gletscherrand außer Gefahr sein mussten, beschlossen wir eiligst in die Felsen aufzusteigen. Dann stille, die Lawine war weit entfernt zum stehen gekommen.
Fels und Firn bis 50° wechselten sich ab. Am kurzen Seil ging es gut voran. Um 7:15 war der Gratfirst erreicht. Allerdings ein gutes Stück vom eigentlichen Ausstieg Col du Diable entfernt. Bis zum ersten Granitturm mussten daher noch einige scharfe Schneewechten überwunden werden. Als wir Endlich den kleinen Finger erreichten sahen Uli und ich Fußspuren! Wie es aussah war eine weitere Seilschaft am Teufelsgrat unterwegs. Die hatten das Col du Diable besser erwischt. Dadurch war ihnen ein gutes Stück des ausgesetzten Grates erspart geblieben. Am Klettereinstieg zum 4064m hohen Corne du Diable hatten wir das erste mal Sichtkontakt. Diese kämpften gerade an einer Stelle des zweiten Turms, dem Pointe Chaubert 4074m in einem Riss.

Stephan im Col du Diable angekommen.

Blick vom Corne du Diable 4064m auf den restlichen Teufelsgrat.

Die Ehre der ersten Seillänge gebührte mir, diese war im 4. Schwierigkeitsgrat noch recht einfach. Nach zehn Minuten stand ich auf dem Gipfel. Uli kam nach und als auch er den höchsten punkt erklommen hatte, seilten wir wieder in die Scharte ab. Dort waren noch unsere Rucksäcke deponiert. „Das ging ja schnell!“ Die Euphorie stieg stark an. Am zweiten Turm musste das Gepäck aber mit. Uli der bessere Kletterer von uns beiden stieg vor. In dem Riss hatte er, wie schon unsere Vorgänger, Probleme. Erst nachdem er seinen Rucksack an einem Haken zurück lies konnte er die Stelle klettern. Danach wurde es wieder einfacher. Der 50 Meter höhere Gipfel war kurze Zeit später erreicht. Nun lag es an mir. Schon die ersten Meter waren härter wie am ersten Turm. Als ich den Haken mit Rucksack erreichte machte ich diesen mit einer langen Schlinge an mir fest. Die Schlüsselstelle kostete mir einiges an Nerven. Das weit ausgegebene Seil von Uli lies mich immer wieder bis zum Beginn des Risses absinken. Frei ging es mit den Rucksäcken nicht. Erst mit einer Trittschlinge im Seil kam ich langsam über die Stelle. Bis ich Uli erreicht hatte war viel Zeit vergangen. Diese Aktion hatte mir einiges abverlangt. Wir seilten in die zweite Scharte ab. Mit dem 60 Meter Doppelseil konnte ein kleiner Seilsalat bei auffrischendem Wind nicht vermieden werden. Die Minuten verstrichen. Uli ging zum ersten Stand des dritten Turms, dem 4097m hohen Pointe Médiane hinüber. Die beiden anderen Bergsteiger waren gerade auf dessen Spitze angelangt. Da plötzlich passierte es, ein lauter Schrei, dann poltern. Von meiner Position konnte ich beobachten wie einer der Kletterer zwei große Steinplatten lostrat. Die flogen nun genau in Richtung Uli. Der wusste sofort was los war, doch die Selbstsicherung hielt ihn gefangen. Er konnte sich nur noch so gut es ging an den nackten Fels drücken. Ein Brocken änderte schon bald die Flugbahn und drehte nach links ab. Der zweite verfehlte Uli nur um einen halben Meter. Wütend brüllte er hinauf. Die beiden erkundigten sich nach seinem Befinden. Uli war jetzt etwas angeknackst. So stieg ich die nächste Seillänge vor. Nun folgte eine schöne Verschneidung. Die wollte er sich aber nicht nehmen lassen. Um 12 Uhr erreichten wir ein kleines Plateau unter dem Hauptgipfel. Dort wurde trotz schlechtem Zeitplan erst mal Pause gemacht.

Uli auf dem Gipfel der Corne du Diable 4064m.

Pointe Médiane 4097m auf dem Weg zur Point Carmen 4109m.

Durch ein Loch kamen wir dann ohne Rucksäcke auf den höchsten Punkt. Nachdem das Gepäck wieder aufgenommen war ging es an die Abseilstelle. 40 Meter mussten Uli und ich eine senkrechte Wand hinab. Dort erwartete uns eine schneereiche Scharte. Hier im Schatten kühlte man schnell aus und in den Kletterschuhen wurde es unangenehm Kalt. Der vorletzte Turm Point Carmen mit 4109m kam als lächstes, versteckt hinter einer etwas niedrigeren Felsnadel. Nach dessen Querung erreichten wir kurz unter dem Gipfel eine kleine Plattform. Die letzten Meter zum höchsten Punkt sahen übel aus. Doch Uli hatte einen guten Tag. Er konnte diesen recht schnell über die ausgesetzte Westwand erklettern. Ich kam nach und Gipfel Nummer 4 war geschafft. Jetzt war nur noch die 4114m hohe Isolée zwischen uns und dem Mont Blanc du Tacul. Das war laut unseren Informationen allerdings auch der schwerste Turm. Im Gegensatz zu den anderen Fingern konnte dieser jedoch ohne Überschreitung rechts umgangen werden. Die Uhr zeigte bereits 16:15. Am Schlussanstieg zum Mont Blanc du Tacul war die andere Seilschaft zu sehen. Sie hatten die Isolée ausgelassen. Uli und ich seilten in die nächste Scharte ab. Ein Schneegrat führte hinüber zum letzten Turm. Wir umgingen ihn rechts und machten wieder ein Rucksackdepot. In der steilen Ostwand konnten wir ein paar Haken ausmachen. Dort musste es rauf gehen. Der Wind wehte immer stärker. Ohne Handschuhe wurden die Finger schnell taub. Uli stieg vor und versuchte zur linken Kante zu queren. Doch auf der Felsplatte waren die Griffe vereist. Sollte es das gewesen sein? Uli gab nicht auf, er probierte es unterhalb. So gelang es ihm, den nächsten Haken zu erreichen. War die Schlüsselstelle damit geknackt? Nein! Es folgte eine üble Verschneidung. Uli wuchs über sich hinaus und schaffte das unglaubliche. Mit allem Mut und Kraft kämpfte er sich Zentimeter für Zentimeter bis zum Standplatz. Nun war ich an der Reihe. Raus aus den Handschuhen und rein ins Vergnügen. Um Zeit zu sparen schwang ich mich mit Hilfe des Seils Richtung Verschneidung. An der wurden meine Fingernägel ordentlich aufgearbeitet. Spüren konnte man bei der Kälte nichts, aber als ich dann am Standplatz wieder in den Handschuhen war begann der Schmerz. Die nächste Seillänge zeigte sich deutlich leichter. 15 Minuten später standen wir auf dem Gipfel der Isolée.

Stephan mit Wilde Hunde Fahne auf der Isolée 4114m.

Schlussanstieg des Teufelsgrates zum Südgipfel des
Mont Blanc du Tacul.

Der Traum war wahr geworden. Uli und ich hatten es geschafft, alle 5 Türme waren überschritten. Wir blieben nur für ein schnelles Foto oben, dann lies uns der Wind die Flucht antreten. Zum Glück konnte man mit dem langen Seil in einem Rutsch zu den Rucksäcken zurück. Warm wurde uns erst wieder als wir Stiefel und Jacke anhatten. 18:30 zeigte die Uhr nun. Den Spuren unserer Vorgänger folgend ging es weiter den Grat hinauf. 200 Meter höher zeigte sich das letzte Ziel, der 4287m hohe Mont Blanc du Tacul. Um Punkt 20:00 Uhr erreichten Uli und ich den Gipfel.

Schneegrat zum Hauptgipfel des Mont Blanc du Tacul 4248m.

Stephan am Gipfel des Mont Blanc du Tacul 4248m.

Den Abstieg kannten wir bereits von der Mont Maudit Besteigung. 1 ½ Stunden wurden benötigt bis ins flache Col du Midi. Es wurde dämmrig. Zu unserem Zelt hatten wir noch die ganze Überquerung des Glacier du Geant Gletschers vor uns. Um 23 Uhr in absoluter Dunkelheit war das Lager erreicht. Erschöpft krochen wir in die Schlafsäcke und konnten das erste mal hier oben richtig gut schlafen. zurück
 

 
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