Home

Über uns

Touren

News

Infos

Privat

Impressum  
                 
                 
 


Dent du Géant 4013m

 

 
Datum: 07.08.2010
   
Mit dabei: Uli S. und Stephan W.
   
Lage: Der Dent du Géant liegt im Mont Blanc Massiv nordöstlich des Mont Blanc Gipfels südlich von Courmayeur.
   
Ausgangspunkt: Das Refuge Torino 3322m an der Gipfelstation Helbronner 3462m des Talortes Courmayeur.
   
Erstbesteigung: Der Hauptgipfel wurde 20.08.1882 von Alfonse Payot, Auguste Cupelin und dem Englender W. W. Graham erstbestiegen.
   
Route: In ca. 2 Stunden vom Refuge Torino über die Westflanke zum Nordwesteinstieg in den Obeliskenfelsturm. Erst direkt hinauf und dann links den Fixseilen folgend zum Vorgipfel. Über Scharte zum Hauptgipfel hinüber und dann mit Hilfe der Abseilstellen in der Südwand wieder Abseilen.
   
Schwierigkeiten: Unterer Teil Schneerinne bis 40°, dann folgt bis zum Felsturm Blockgelände mit leichten Kletterstellen. Der Turm selbst mit Benutzung der Fixseile anstrengend und eine 3er Stelle, einige 2er Stellen im Fels zu überwinden. Rechts der Fixseile geht eine Kletterroute mit Standplätzen und wenigen Schlaghaken hinauf. Friends und Klemmkeile zur Zwischensicherung in den bis zu 5+ schweren Seillängen sind von Vorteil!
   
 
Beschreibung
 
 
 

Ein Sturm fegte die ganze Nacht um das Zelt. Schnee peitschte an die Außenwand. Schlaflos lagen Uli und ich bis zum Morgengrauen im Schlafsack. Langsam kehrte draußen etwas Ruhe ein. Es war bereits 9 Uhr als wir gerädert aufstanden. Die Behausung war gut eingeschneit. Immer noch wehte es kräftiger über den wolkenverhangenen Gletscher. Die Temperatur lies uns fröstel, wie es aussah war die vorhergesagte Kaltfront eingetroffen. Uli und ich zogen warme Klamotten an und machten uns auf den Weg zur Gondelstation. Hier in der nach Courmayeur hinunter führenden Bergbahn gab es eine kleine Bar. Neben Kaffe und Kuchen wurden dort auch Andenken, Postkarten usw. verkauft. Nur wenig Touristen hatten sich heute auf die Aussichtsstation Helbronner auf 3462m verirrt. Der Tag war zum Ruhetag abgestempelt. Nach einer gemütlichen Frühstückspause an einem der wenigen Sitzplätze stiegen wir zum 10 Minuten entfernten Refugio Tourino ab. Dort gab es mehr Platz im Gastraum und ein paar Prospekte zu lesen. Von einem Italiener konnte ich mir einen interessanten Gebietsführer mit Topos leihen. Auch die für morgen geplante Tour war enthalten. Mit meinem Fotoapparat war die Beschreibung mit Bildern schnell abgeknipst. Endlich hellte es draußen etwas auf. Die Wolken verzogen sich langsam und die umliegenden Berge kamen zum Vorschein. Alle Felsen waren überzuckert mit Pressschnee. Auch unser Gipfel, der Dent du Geant 4013m, tauchte jetzt immer öfter aus den Wolkenfetzen. Den Zahn des Riesen, wie er übersetzt heißt, umgab ein weißer Eispanzer. Das sah nicht gut aus, hoffentlich ändert sich da bis morgen noch was. Über diesen prachtvollen Gipfel hatten Uli und ich mich recht gut informieren können. Werner und Jürgen waren nämlich bereits ein Jahr zuvor hier. Ihre Erfahrungen waren Gold wert. Auch den Biwakplatz, an dem das Zelt aufgebaut war, hatte Werner empfohlen. Nicht zu früh aufbrechen, die Sonne kommt erst mittags in die steile Felswand. Vorsicht an den Fixseilen und bei den Abseilstellen, da gibt es viele Staus durch andere Bergsteiger. Diese Worte lagen mir noch gut im Ohr.
Bis zum Abend waren die Felsen trotz eisiger Kälte schon wieder fast Schneefrei. Der immer noch herrschende Wind und die Sonne schienen das Weiß regelrecht aufzufressen. Um 10 Uhr Vormittags wollten wir vom Lager aus starten. Zum eigentlichen Einstieg des Obelisken braucht man laut Führerliteratur 2 Stunden von der Hütte. Also sollten Uli und ich dort oben ankommen, wenn auch die ersten Sonnenstrahlen anfingen in die Wand zu scheinen. Erst querten wir den Gletscher „Glacier du Geant“ bis zum ersten Anstieg. Eine gute Spur führte über einfaches Gelände hinauf. Diese signalisierte uns aber auch, dass viele weitere Bergsteiger dort oben sein mussten. Doch es gab ja noch die Möglichkeit den Rochfortgrat so zu gehen. Dieser verwendet den gleichen Aufstieg und führt hinter dem Dent du Geant Richtung Grand Jorasses. Dabei überschreitet er zwei Viertausender, den Dôme de Rochefort und die Aiguille de Rochfort. Blieb nur zu hoffen, dass diese das Ziel der meisten waren.
Eine Schneerinne führte durch die unteren Felsblöcke zu einem kleinen Grat. Dann folgte leichtes kombiniertes Gelände.
 

 
 

Dent du Géant 4013m nach Kaltfront

Uli kurz vor der Schneerinne zwischen den beiden Felsspitzen

Wie beschrieben erreichten wir nach 1 ½ Stunden eine schöne Terrasse vor dem Felszahn. Uli und ich machten uns für den technisch anspruchsvolleren Teil bereit. Es führt zwar eine Route mit dicken Fixseilen auf diesen Berg, doch wir hatten vor ihn auf einer Nachbarroute frei zu begehen. Friends, Klemmkeile, Expressen wurden sortiert. Die schweren Bergstiefel wechselten mit den Kletterschuhen. Dann ging es links ein paar Meter tiefer auf ein Felsband.

Stephan kurz unter dem Felseinstieg

Die Terrasse vor dem Einstieg in die Klettertour

Hier begann die Felswand. Neben uns machten sich noch zwei weitere Seilschaften bereit. Während diese den Fixseilen weiter nach links folgten, stiegen Uli und ich direkt nach oben. Da war auch schon die erste Standplatzschlinge zu sehen. Aus dem Topo konnte man entnehmen, dass es sich in dieser Route um recht kurze Seillängen handelte. Alle 20 – 25 Meter gab es einen Standplatz. Es herrschte bis auf den schwereren Einstieg meist 3er und 4er Gelände. So konnte ich mich noch gut mit Uli im Vorstieg abwechseln. Dann kam die erste 5er Platte. Für ihn war diese kein Problem und souverän sicherte er sie mit Klemmkeilen ab. Glücklicherweise hatte uns Michi noch vor dem Urlaub seine Sicherungsgeräte zur Verfügung gestellt. Die neuste Freiendserie die gerade raus gekommen war. Der extrem große Anwendungsbereich erwies sich als äußerst nützlich. Ab jetzt folgte eine Traumseillänge der nächsten. Uli jauchzte vor Vergnügen.

Uli im Vorstieg in der Burgener Platte

Uli in der vorletzten Seillänge am Vorgipfel

Dann erreichten wir den Vorgipfel des Dent du Geant. Durch die freie Kletterei gab es bis hier keine Wartzeiten. Doch nun schlossen sich die Routen zu einer zusammen. Vor uns lag die gut besuchte Scharte die zum höchsten Punkt hinüber führte. Auch Uli und ich waren jetzt ausgebremst. Trotzdem gelang es uns recht schnell durch umklettern des Staus den Hauptgipfel zu erreichen. Ein frischer Wind wehte uns um die Nase.

Das letzte Fixseil zum Hauptgipfel

Uli und Stephan auf dem 4013m hohen Dent du Géant

Der Ausblick zum Mont Blanc war atemberaubend. Gegenüber zeigte sich der Rochfortgrat und dahinter lag majestätisch der Grand Jorasses. Nach einer kurzen Pause machten Uli und ich mich ans Absteigen. Die Scharte zurück war schnell mit Hilfe eines Fixseils erreicht. Doch eine Gruppe Bergsteiger blockierte die Abseilstelle. Diese führte direkt am Vorgipfel über die senkrechte Südwand hinunter. Nach 15 Minuten Warten kam endlich der erste in Fahrt und verschwand über eine Felskante in der Tiefe. Wer dachte, dass es jetzt laufen würde hatte sich getäuscht. Mittlerweile waren Uli und ich nicht mehr die einzigen die warten mussten. Nach einer halben Stunde konnte endlich unser Seil durch die Öse gefädelt werden. Diese war mit einer Repschnur durch zwei Hacken gefädelt. Die Sache sah recht sicher aus. Uli machte sich zuerst ans Abseilen. Nach gefühlten 2 Minuten das Signal „Seilfrei !“ Ich hatte mich schon fertig gemacht und folgte ihm. 30 Meter tiefer war der nächste Standplatz. Die Prozedur unserer Vorgänger wiederholte sich. Wieder mussten wir zusehen wie die Gruppe ewig brauchte. Uli und ich konnten nicht an die überfüllten Sicherungshaken. So blieb nichts anderes übrig als im Seil hängend zu warten. Von oben hörten wir schon die ersten ungeduldigen Schreie der Anderen. Da, eine Schlinge 20 Meter tiefer und etwas rechts von uns. Mit dem 60er Doppelseil sollte es reichen. Uli machte sich auf und mich zog es durch die Spannung am Strick aus der Wand. Frei hängend konnte ich beobachten wie er seine Selbstsicherung in den Haken klickte. Gott sei Dank, es reicht! Jetzt können wir parallel an der langsamen Gruppe vorbei dachte ich. Leider währte die Freude nur kurz. Die beiden Routen liefen am nächsten Standplatz wieder zusammen. Der erste blockierte ihn schon. Wieder warten, doch anscheinend ging es jetzt etwas schneller. Endlich, nach ewigem rumgehänge war wieder fester Boden unter den Füßen. Der Felsobelisk lag hinter uns. Als das Seil aufgenommen und die Klettersachen verstaut waren, holten wir unsere am Einstieg deponierten Stecken. Dann ging es über die Aufstiegroute wieder hinunter. Kurz nach 18 Uhr erreichten wir das Refuge Torino. Als erstes wurde dort ein Bier bestellt. Nach einem Gemütlichen Abend kehrten Uli und ich dann zu unserem Zeltplatz zurück. Mit Freude blickten wir auf unseren schönen Bergzahn. Dieser war im letzten Licht der Dämmerung noch gut zu erkennen. weiter   zurück
 

 
  Text

Text