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Um sieben Uhr früh tauchte Uli mit seinem Wohnmobil bei mir auf.
Meine Sachen waren schon gepackt. Sie mussten nur noch
eingeladen werden. Über den Bodensee, durch Österreich und der
Schweiz erreichten wir Italien. Hier am Ende des Aostatals, wo
sich das Gebirge des Mont Blanc erhob, fanden wir in Palud einen
guten Parkplatz. Dieser Ortsteil von Courmayeur liegt direkt am
Fuß der höchsten Alpengipfel. Nur 5 Minuten entfernt stand eine
Gondelstation. Ihre Stahlseile führten zur Felsspitze Helbronner
hinauf. Diese Touristenattraktion auf 3462m Höhe war unser
erstes Ziel. Dahinter lag die Gletscherfläche des Glacier du
Géant. Auf diesem wollten wir unser Lager aufschlagen. Langsam
wurde es dunkel und Uli schürte den Grill an. Kurze Zeit später
brutzelten Nürnberger Bratwürste auf glühenden Kohlen. Für den
gemütlichen Abend waren noch zwei Bier dabei, dann schliefen wir
in den gemütlichen Betten des Wohnmobils ein.
Der Tag begann um 8 Uhr mit Waschen, Frühstücken und Rucksäcke
herrichten. Die Ungetüme schafften trotz Packliste fast die 40kg
Marke. Das war ein neuer Rekord. Doch es konnte auf nichts
verzichtet werden. Zelt und Ausrüstung für eine Woche hatten
eben ihr Gewicht. Gleich auf der anderen Straßenseite begann der
Weg. Wir hatten uns vorgenommen, trotz vorhandener Gondel zu Fuß
aufzusteigen. Geplant war dabei eine zusätzliche
Akklimatisationsnacht in 2800m Höhe zu verbringen. Zum
angestrebten Basislager hätte man dann nur noch 2 Stunden Marsch
gehabt. Die Informationen darüber bekamen wir von Werner. Der
war vor einem Jahr mit Jürgen dort oben gewesen und konnte gut
Tipps geben.
Anfangs noch breit wurde schnell ein gemütlicher Pfad aus
unserer Route. Dieser führte etwas rechts der Seilbahn entlang.
Der Tag war herrlich, nur einzelne Wolken zogen über den
stahlblauen Himmel. Uli und ich waren über den kleinen Wald,
durch den sich der Weg schlängelte, dankbar. Er spendete
hervorragenden Schatten gegen die stark strahlende Augustsonne.
Rechts war schon seit unserer Ankunft der berühmte Grand
Jorasses zu sehen. Links zog umringt von steilen Wänden der
legendäre Portereygrat zum Mont Blanc hinauf. Unnahbar sahen sie
aus, die Großen Berge der Alpen.
Um 12 Uhr war die Mittelstation le Pavillon Ston auf 2174m
erreicht. Hier wurde in den schönen Wiesen eine längere Pause
gemacht. Von dem Platz hatte man auch einen guten Blick über den
weiteren Anstieg. Wie es aussah gab es ab den Felsen über 2700m
keine Möglichkeit mehr ein Zelt aufzustellen. Die letzte Chance
dafür schien an einer Stromstütze darunter zu liegen. Dort
wechselte sich auch die grüne Vegetation mit karger
Felslandschaft ab. Als diese nach weiteren eineinhalb Stunden
erreicht war, gab es zur großen Freude sogar ebene Biwakplätze.
Auch die hässliche Stromstütze hatte ihr gutes. Sie würde bei
Gewitter einen guten Blitzableiter abgeben.
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Uli und
Stephan mit Gepäck am Wohnmobilparkplatz |
Uli am ersten
Zeltplatz |
Jetzt fehlte nur noch Wasser zum perfekten Nachtlager. Mit den
Trinkflaschen bewaffnet machten Uli und ich mich auf die Suche.
Von der Mittelstation hatten wir einen Bach ein Stück weiter
rechts ausgemacht. Doch ein Felsriegel versperrte den Weg. Das
Gewässer zu erreichen wäre zeitraubend und umständlich. Weiter
oben gab es schließlich noch ein Schneefeld. Dort müsste man
einfacher hinkommen. Über große Geröllbrocken näherten wir uns
dem Firn. Ein leises Plätschern war unter den Steinen zu hören.
Doch an das Wasser kam man nicht heran. Uli und ich hatten keine
Lust auf langes Schneeschmelzen. Schon gar nicht wenn man das
kühle Nass regelrecht spüren konnte. Hinter einem größeren Block
führte ein Rinnsal durch ein Wiesenstück. Zu klein um es
abschöpfen zu können. Aber wir schafften es an einer engen
Stelle so weit auf zu stauen, dass man es mit einem flachen
Gefäß auffangen konnte. Auf diese weise gelang uns das befüllen
der Flachen. Die Aktion dauerte zwar eine ganze Weile, dafür
waren alle Wasserbehälter wieder voll.
Zurück am Zelt konnte noch auf ein paar Steinplatten entspannt
werden. Die Abendsonne wärmte diese angenehm auf. Während ich
auf meiner faulen Haut lag, versuchte Uli mit der Kamera ein
Wiesel zu erwischen. Doch dieses war zu flink und tauchte wie
ein Zauberkünstler immer wieder unter den verschiedensten
Felsblöcken auf. Wir machten Essen und schlüpften gleich danach
in die warmen Schlafsäcke. Draußen zogen dunkle Wolken auf. Der
Wind wurde stärker, dann war Donnern zu hören. Ein Gewitter war
im Anmarsch. Mit Getöse fegte es über uns hinweg. Als das letzte
Grollen in der ferne verstummte, herrschte wieder Stille. Bis
auf ein ständiges trippeln war nichts mehr zu hören. Eigentlich
konnte alles Mögliche der Auslöser für dieses Geräusch sein. Wir
aber hatten Angst, dass sich das Wiesel oder ein Murmeltier über
unsere Vorräte hermachen will. Immer wieder blickte ich in die
Dunkelheit hinaus, sah aber nichts.
Um 9 Uhr klingelte der Alarm an meiner Uhr. Draußen war der
Himmel längst nicht mehr wolkenlos. Große Nebelschwaden zogen
vorbei. Uli und ich bauten das Zelt ab. Die noch nasse
Außenhülle wurde zum Trocknen ausgebreitet. Alles musste wieder
in den Rucksack. Nach einer Stunde Arbeit war der Platz wie
vorgefunden. Die zu schulternde Last hatte ihr altes Gewicht
zurück.
Schritt für Schritt ging es weiter hinauf. Die Temperatur war
deutlich gesunken und die Sonne kam immer seltener zum
Vorschein. Jetzt veränderte sich auch langsam das Gelände. Der
gemütliche Pfad wurde anspruchsvoller. Nach kurzer Zeit
versperrte uns ein Felsriegel den Weg. Das oben angebrachte
Fixseil sollte Hilfe beim Überwinden leisten. Doch mit den
schweren Rucksäcken war das eine echte Herausforderung. Keuchend
zogen Uli und ich das schwere Gepäck hinauf. Geschafft! Aber ab
hier folgten immer wieder leichte Kletterstellen, die teilweise
mit Stricke versehen waren. Im oberen Drittel wurde es dann zum
Glück etwas flacher. Leicht angeschlagen erreichten wir den
Grat. Dieser führte ein paar Meter rechts zur alten Torino
Hütte. Sie war wie ausgestorben, keine Menschenseele weit und
breit. Durch die Fenster konnte man sehen, dass die Unterkunft
schon länger leer stand. Eine Seitentür lies sich jedoch öffnen.
Im inneren führte eine steile Stahltreppe nach oben. Von dort
waren leise Stimmen zu hören. Stufe für Stufe ging es hinauf.
Schier unendlich lange schien dieser Tunnel durch den Berg zu
führen. Dann standen wir plötzlich am Eingang des Refuge Torino.
Dies war der wichtigste Stützpunkt von der Italienischen Seite.
Uli und ich machten im Aufenthaltsraum eine Pause. Einige
Bergsteiger studierten gerade Zeitschriften, andere kamen von
draußen herein. Die Hütte steckte in einer dicken Nebelsuppe und
die Sicht betrug keine 50 Meter. Werner hatte uns vor dem Urlaub
noch einen Tipp gegeben wo wir das Zelt aufstellen sollten. Auf
der Karte zeigte er uns die Stelle an einer Felsspitze im
Glacier du Geant. Wir brauchten eine weile zum aufrafften, dann
begann die Suche nach dem Punkt. Auf dem Gletscher konnte man
nach kurzer Zeit keine Kontur mehr ausmachen. Der Biwakplatz war
zwar nur 500 Meter entfernt, aber ohne Uli´s GPS hätten wir
schlechte Karten gehabt. Die Technik macht´s möglich, Zielgenau
trafen wir auf den Felsaufbau im Gletscher. Hier im Windschatten
eines Granithaufens war ein guter Platz. Mit Hilfe der
Schneeschaufel begradigte Ich eine größere Fläche. Darauf konnte
dann das Zelt aufgestellt werden. Am Ende umringten wir den
ganzen Bereich noch mit einer Schneemauer. Diese sollte
zusätzlich gegen starke Böen schützen. Das Basislager für die
kommende Woche stand nun bereit. Uli und ich schlüpften in die
warmen Schlafsäcke.
Der nächste Morgen brachte keine Wetterbesserung. Für uns ein
Tag zum ausruhen und Akklimatisieren. Als es um die Mittagszeit
langweilig am Biwakplatz wurde, beschlossen wir ins Refuge
Torino zu gehen. Dort sollte es bei einem Bier etwas Abwechslung
geben. Die Preise waren zwar mit 6 € pro 0,4 Liter gesalzen,
aber was will man machen. Wenigstens hing in der Hütte die
Wetterprognose der kommenden Tage aus. Morgen war viel Sonne
vorher gesagt. Sehr gut, dann konnte ja endlich das Programm
starten.
3 Uhr früh war es so weit, die Wolken hatten sich aufgelöst und
am Himmel zeigten sich die Sterne. Als Eingehtour hatten Uli und
ich heute den Mont Maudit ausgewählt. Diesen 4465m hohen Gipfel
hatte noch keiner von uns bestiegen. Unter der Voraussetzung man
geht über seine Normalroute, gehört dieser Berg hier eher zu den
leichteren Zielen. Der eigentliche Aufstieg beginnt am Col du
Midi. Dort führt auch eine Gondelbahn von der französischen
Seite herauf. Genau gesagt vom bekannten Bergort Chamonix zur
3824m hoch gelegenen Aiguille du Midi. Wir mussten erst mal über
den Gletscher Glacier du Géant dort hin gelangen. Die Spur war
gut ausgetreten und führte 300m hinunter in ein kleines
Spaltenlabyrinth. Dann stieg der Weg wieder an bis das große
Plateau am Refuge Cosmique in 3613m Höhe erreicht war. Dies war
der meist überfüllte Stützpunkt auf der französischen Seite. An
einer Felsnadel gleich daneben konnte man die Station Aiguille
du Midi sehen. Von dieser führt übrigens auch eine Gondel zur
Helbronner hinüber. Die Touristenattraktion schlecht hin, eine
Fahrt von Frankreich nach Italien und dass mitten durchs Mont
Blanc Massiv.
Eine Lichterkette von Stirnlampen zog sich den nun steiler
werdenden Hang hinauf. An die 15 Seilschaften schienen sich
bereits im Aufstieg zu befinden.
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Uli am festen
Basislagerplatz |
Seilschaft am
Aufstieg zum Mont Blanc du Tacul |
Diese Route wurde nicht nur von Mont Maudit Interessenten
begangen. Nein, die Spur gehörte eigentlich zur Mont Blanc
Überschreitung. Vorbei an Mont Blanc du Tacul und unserem Ziel
führt sie zum höchsten Punkt Europas. Der Megaklassiker in den
Alpen zieht unheimlich viele Menschen an. Plötzlich gab es Stau.
An einer Aluleiter, die über eine senkrechte Passage aufgestellt
war, hatten ein paar Bergsteiger Probleme. Aber 15 Minuten
später waren wir drüber und es konnte flüssig weiter gegangen
werden. Durch beeindruckende Gletscherbrüche kamen Uli und ich
zum flachen Nordgrat des Mont Blanc du Tacul. Hier hatte jemand
in 4150m Höhe sein Zelt aufgestellt. Kein gemütlicher Platz bei
der Windausgesetzten Stelle. Uli und ich ließen den nicht weit
entfernten Gipfel links liegen, denn uns interessierte nur der
4465m hohe Mont Maudit. Dieser zeigte sich jetzt in seiner
ganzen Pracht. Durch das flache Col Maudit wirkte es als stünde
man in einem winterlichen Tal. Die Spur führte weiter zum Col du
Mt. Maudit. Bei 4250m war es dann so weit und wir verließen den
Weg. Laut meinen Informationen sollte es jetzt zum Nordostgrat
gehen und ab dort mit dem Kuffnergrat zum Gipfel. Uli und ich
mussten ab nun selbst den besten Aufstieg durch die zerklüftete
Flanke finden. Über eine Schneebrücke im linken Teil gelang es
uns auf den Grat zu kommen. Diesem folgend erreichten wir den
steilen und felsigen Gipfelaufbau. Sollte es wirklich hier zum
höchsten Punkt hinauf gehen? Von einer schweren Kletterstelle
hatte ich nämlich nichts gelesen. Uli und ich querten unter den
Felsen zurück in die Firnflanke. Die Bedingungen waren nicht
ideal, an einer Blankeisstelle setzte Uli sogar eine Schraube.
Dann war der rechte Nordgrat 10m unter dem Gipfel erreicht. Man
konnte das erste mal über die Schneekante in die Westflanke
blicken. Hier stiegen grade gemütlich zwei Bergsteiger den wenig
steilen Hang hinauf. Sie fragten uns mit großen Augen ob wir den
schweren Kuffnergrat gegangen wären? Ja klar, ungefähr 200 Meter
weit! Etwas gefrustet über meine Toureninformationen ging es die
letzten Meter ganz einfach zum Gipfel.
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Der Mont
Maudit vom Taculgrat aus |
Uli und
Stephan mit Fahne am Gipfel des Mont Maudit 4465m |
Eindeutig führte eine wesendlich einfachere Variante von der
Westseite hoch. Die beiden hatten vorher den Mont Blanc
bestiegen und waren schon wieder auf dem Weg nach unten. Dabei
nahmen sie alle Gipfel wie, Mont Maudit und Mont Blanc du Tacul
mit die in der Nähe der Route lagen. Den Schneespuren zu Folge
hatte das heute noch keiner gemacht. Wir stiegen auch über die
Westflanke ab und kamen wieder zur gut ausgetretenen Spur. Der
Mont Blanc schien zum greifen nahe. Doch es fehlten noch 400
Höhenmeter bis zu dessen Gipfel. Auch die kleinen Punkte die
sich den Schlusshang hinauf quälten zeigten die Entfernungen
deutlich. Tja Uli, dass könnte mit Abstand dein höchster Berg
sein. Doch er ist nicht unser Ziel, Pech gehabt.
Es ging weiter zum Col du Mt. Maudit. Plötzlich kam ein
Hubschrauber um die Ecke gedonnert und harte kurz an einer
Stelle aus. Wollte der was von uns? Doch er drehte gleich wieder
ab und flog zurück um den Nordwestgrat. Auf der anderen Seite
schien etwas passiert zu sein. Der Helikopter hatte zwei
Personen am Haken, schnell zischte er ins Tal ab. Vor uns
standen fünf Bergsteiger an einer Schneekante und blickten in
die Tiefe. Oh je, eine mit Fixseilen abgesicherte Steilstufe
hatte einen größeren Stau ausgelöst. Hier gab es offenbar auch
den Unfall. Zwischen Auf- und Absteigenden herrschte
regelrechtes Chaos. Die Seile liefen kreuz und quer
übereinander. Währenddessen kühlte uns der kalter Wind langsam
aus. Wie es schien würde das noch länger dauern. Uli und ich
beschlossen links im Firnhang neben den Seilen abzusteigen. Die
Schneebedingungen waren gut und schließlich hatten wir ja die
Steileisgeräte dabei. Bald lag auch dieser ungemütliche Hang
hinter uns. Im Aufstieg heut früh war uns dieser Staubereich
erspart geblieben. Ein paar Meter tiefer lag der Punkt an dem
Uli und ich in den Nordostgrat queren mussten. Wieder am Fuße
des Mont Maudit angekommen ging es hinüber zum Taculgrat. Das
Zelt, das am Morgen noch hier am Grat stand war verschwunden.
Ich setzte mich auf den Rucksack. Die Sonne schien und der Wind
hatte nachgelassen. Der Gipfel des Mont Blanc du Tacul war nicht
weit entfernt. Uli könnte es schaffen, ich war schon zu kaputt.
Nach ein wenig zureden machte er sich dann auch auf. Die Pause
brauchten meine müden Knochen jetzt, der Rückweg würde noch mal
einiges abverlangen. Es dauerte eine halbe Stunde bis Uli vom
Gipfel zurückkam. Unglaublich wie langsam man hier oben ohne
ausreichende Akklimatisation ist. Wieder etwas erholt konnte der
Abstieg fortgesetzt werden. Als wir das Col du Midi erreicht
hatten war die Entscheidung schon gefallen. Uli und ich wollten
mit der Gondel von der Aiguille du Midi zur Italienischen
Helbronner Station fahren. Das bedeutete zwar 300 Meter zur
Seilbahn aufzusteigen, aber das hätte man auch auf der
Gletscherquerung tun müssen. Schritt für Schritt kämpften wir
uns hinauf. Am Ende folgte noch ein ausgesetzter Grat. Auf
diesem hatten gerade mal zwei Füße nebeneinander Platz. Eine
Brücke an der Gipfelstation wurde von einer großen Gruppe
Menschen belagert. Die Touristen konnten von dort gut beobachten
wie sich die Bergsteiger das letzte Stück hinauf zitterten.
Endlich hatten wir den Eingang erreicht.
Es war 16:30 Uhr als Uli und ich am Fahrkartenschalter ankamen.
Der Verkäufer erklärte uns allerdings, dass die Bahn zur
Helbronner nur bis 16 Uhr in Betrieb war. So ein misst! Was nun?
Nach Langem Grübeln kam uns eine gute Idee. Nach Chamonix
hinunter war es kein Problem, das ging bis 18 Uhr. Sicherlich
könnte man von da mit dem Bus durch den Mont Blanc Tunnel nach
Courmayeur fahren. Dort stand immer noch das Wohnmobil. Mal
wieder eine Nacht in dem gemütlichen Fahrzeug zu verbringen
machte gleich gute Laune. Die verflog so schnell sie gekommen
war. Die Schlüssel! Jeder von uns hatte für den Notfall einen
dabei. Doch beide lagen jetzt im Zelt. Das kann doch nicht wahr
sein! Ich holte meine Karte heraus. Da, an der Mittelstation
nach Chamonix gab es eine Hütte. Dort könnte man noch
übernachten und am nächsten Tag wieder mit der Gondel hier her
zurück fahren. Das schien die einzige Möglichkeit zu sein die
wir noch hatten. Die Unterkunft Refug du Plan de l´ Aiguille auf
2233m war in 10 Minuten Gehzeit erreicht.
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Die Staustelle
mit den Fixseilen am Col du Mt. Maudit |
Das Refug du
Plan l´ Aiguille auf 2233m |
Uli und ich waren überrascht von der luxuriösen Herberge. Uns
wurde ein 4 Bettzimmer mit herrlichem Blick nach Chamonix
zugeteilt. Dieses hatten wir für uns alleine. Die sanitären
Einrichtungen sahen super aus und zum guten Schluss hatte es
sogar Duschen. Auch das Essen war lecker. Bei Bier und Wein
stieg die gute Laune auf Tagesspitzenwert.
Um 7 Uhr war die Nacht zu Ende. Frühstücken, Zusammenräumen und
auschecken. Mit der Seilbahn ging es wieder hinauf zur Aiguille
du Midi. Das Wetter war miserabel geworden. Dichter Nebel und
starke Windböen beherrschten den Tag. Ich machte mir etwas
sorgen um das Zelt. Aber das sollte die paar Minuten auch noch
halten. Der Kassierer am Fahrkartenschalter schaute uns an
„heute fährt keine Bahn, das Wetter ist zu schlecht“. Wie
jetzt?!? Ob und wann sie heute noch fahren würde wusste niemand.
Ich brauchte erst mal einen Kaffee. Wir standen genau so deppert
da wie gestern. Wenigstens war die Muskulatur wieder
einigermaßen fit. Laufen schien die einzige Möglichkeit zu sein
von dieser verfluchten Felsnadel runter zu kommen. Wie gesagt,
die Sicht war schlecht, aber Uli hatte ja sein Navi dabei. Mit
dem gelang es uns schließlich auch vor drei Tagen den Zeltplatz
zu finden. Die Route musste das Gerät aufgezeichnet haben als
wir gestern den Gletscher überquerten. Damit sollten auch die
Spalten gut zu umgehen sein. Irgendwie freute ich mich jetzt
über diesen Plan. Zumindest solange bis Uli das Navi
einschaltete und verzweifelt den Track suchte. Was vorher noch
nie geschehen war trat nun ein. Das GPS hatte einfach unsere
Route nicht aufgezeichnet. Der Tag schien unter einem schlechten
Stern zu stehen. Uli war total genervt und versuchte über das
Personal herauszufinden wann und ob die Bahn noch einmal in
Betrieb geht. Bei einer Hilfsbereiten Dame hatte er Glück, die
schien etwas zu sagen zu haben. Als sie mit einem Kollegen
gesprochen hatte konnten wir um 12 Uhr mit dem Wartungspersonal
zur Helbronnerstation mit fahren. Von der Gondel sah ich, dass
das Zelt noch stand. Das brachte meine beanspruchten Nerven zu
guter letzt auch wieder in den normalen Bereich. Jetzt erst mal
ein Bier auf den Schreck. Im Refug Torino blieben wir noch eine
ganze Weile und lachten über diese Aktion.
weiter
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